Verfasst von Elli; zuletzt aktualisiert am 19. Januar 2021
Es gibt da dieses Bild von Depressionen, das einem oft vermittelt wird. Und dieses Bild sieht ungefähr so aus:
In Worte übersetzt: Dunkel. Düstere Stimmung. Menschen, die vor Kraftlosigkeit nicht mehr aufstehen können; die sich zurückziehen, nicht mehr lächeln können und an nichts mehr Freude haben.
Das alles können Depressionen auch sein.
Nur: Sie können auch ganz anders sein.
Fünf weniger bekannte Anzeichen dafür, dass du Depressionen haben könntest, sowie ungewöhnliche Symptome, die im Rahmen einer Depression auftreten können, findest du hier im Folgenden aufgeführt. Sie alle können natürlich auch bei anderen Krankheitsbildern vorkommen, aber vor allem in der Kombination solltest du misstrauisch werden – vor allem, wenn du selbst das Gefühl hast, dass du dich in der letzten Zeit verändert hast.
1. Du hasst die ganze Welt.
Ständig passiert irgendetwas, was dich aufregt. Jemand vor dir läuft zu langsam? Der Typ vor dir fährt einfach verboten und sollte sofort aus dem Verkehr gezogen werden? Immer kauft dir jemand beim Bäcker das letzte Käsebrötchen weg und du bist kurz davor, ihn einfach umzurempeln?
Kurz gesagt: Die Welt hat sich gegen dich verschworen, und zwar an jedem einzelnen Tag?
Tja. Das könnte nun an der Welt liegen. (Im Ernst! Denn wie wir alle wissen, gibt es einfach diese Phasen, in denen nichts läuft). Aber es könnte auch sein, dass du dich aggressiv fühlst, weil du dich innerlich eigentlich so schlecht fühlst, dass alles nur noch eine Zerreißprobe für deine Geduld ist. In anderen Worten: Dies könnte ein Anzeichen dafür sein, dass du an Depression leidest.
Vor allem bei Männern treten bei einer Depression häufig zusammen Aggressionen auf.
2. Du hast langsam das Gefühl, dass irgendetwas mit deinem Gedächtnis nicht stimmt.
Du findest deine Schlüssel nicht mehr, obwohl du dir ganz sicher bist, dass du sie vorhin auf den Tisch … oder war es der Tisch? Hast du sie überhaupt irgendwo hingelegt? Wann hast du sie eigentlich zuletzt gesehen, deine Schlüssel? An manchen Tagen übersteigt deine Vergesslichkeit das für dich normale Maß so sehr, dass du wirklich Angst hast, an Alzheimer oder einer anderen Erkrankung zu leiden. Du fühlst dich, als hättest du dein Gedächtnis in eine Tüte und die Tüte hast du … also … tja, die Tüte ist weg. Verschwunden.
Wenn du dich auch sonst nicht gerade toll fühlst, kann es gut sein, dass deine Vergesslichkeit an Depressionen liegt. Dann ist in dir gerade so viel am Arbeiten, dass andere Alltagsfunktionen deines Gehirns auch schon mal auf der Strecke bleiben können.
Zusammen mit Vergesslichkeit sind auch Konzentrationsprobleme häufige Symptome einer Depression. Es kann zum Beispiel sein, dass dir Lesen plötzlich schwerfällt, weil du in Gedanken immer wieder abschweifst, oder der Inhalt des Textes einfach nicht zu dir durchdringen will.
3. Dir gut ständig irgendetwas weh.
Einmal hast du Bauch-, einmal Kopfschmerzen, oder wochenlange Muskelschmerzen, die einfach nicht besser werden. Oder deine Migräne ist viel schlimmer geworden.
Kein Wunder, wenn du dich durch die ständigen Schmerzen jetzt auch noch psychisch mies fühlst, denkst du dir vielleicht. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist: Vielleicht hast du diese Schmerzen auch nur oder: nur in diesem Ausmaß, weil du gleichzeitig an einer Depression leidest.
Warum treten Depressionen und Schmerzen oft gemeinsam auf?
- Studien konnten zeigen, dass emotionaler und physischer Schmerz oft in den gleichen Gehirnarealen verarbeitet werden. Fühlt man sich z.B. sozial abgelehnt oder ausgeschlossen, wird derselbe Bereich im Gehirn aktiv, der auch bei körperlichen Schmerzen reagiert.
- Das vegetative Nervensystem steht bei Depressionen unter Dauerstress – und das wirkt sich unter anderem auf den Muskeltonus aus. Die Muskeln sind oft dauerhaft angespannt. Das kann sich in Schmerzen (oft: im Nacken oder Rücken), einer höheren Ermüdbarkeit, aber auch in einer größeren Verletzungsgefahr äußern.
- Eng mit Muskelschmerzen verknüpft: Faszien. Diese Art von Bindegewebe, das erst seit Neuestem im Fokus der Wissenschaft steht, umhüllt die Muskeln und inneren Organe des Körpers. Intensiver Stress kann dazu führen, dass sich Faszienstränge verhärten und verkleben, und so zu starken Schmerzen führen.
- Eine Depression lässt dich bereits verhandene Schmerzen intensiver wahrnehmen. Dein angespanntes Nervenkostüm interpretiert in diesem Fall alles ein wenig negativer, als es das in entspanntem Zustand tun würde. Dazu kommt häufig noch Schlafmangel. Denn wer zu wenig oder zu schlecht schläft (was ja auch ein häufiges Symptom von Depressionen ist), nimmt Schmerzen intensiver wahr. (Wenn du Probleme mit dem Thema Schlaf hast, könnte dir mein Artikel „5 natürliche Einschlaftipps“ etwas bringen.)
Depressionen fördern Entzündungen im Körper und schwächen das Immunsystem. Das heißt, bei hoher psychischer Anspannung ist es wahrscheinlicher, dass du dir Krankheiten einfängst, und dadurch Schmerzen hast.
Ein neuer Forschungszweig (Lesetipp: Edward Bullmore – „Die entzündete Seele. Ein radikal neuer Ansatz zur Heilung von Depressionen“) vertritt außerdem die These, dass Depressionen auch von Entzündungen ausgelöst werden können, nicht nur umgekehrt – dass also entzündliche Prozesse nicht nur von Depressionen gefördert werden, sondern dass sie selbst auch Depressionen auslösen.
4. Du hast Sehstörungen
Wenn im Rahmen einer Depression Sehstörungen auftreten, kannst du zum Beispiel das Gefühl haben, dass Bildschirme dir zu hell sind, du nimmt vielleicht ein Flimmern wahr, oder du hast das Gefühl, dass alles ein bisschen anders aussieht, ohne dass du sagen könntest, woran das liegt.
All das kann ein Symptom von Depressionen sein.
Achtung: Bei schwerwiegenden Beeinträchtigungen, z.B. wenn du plötzlich auf einem oder zwei Augen nichts mehr sehen kannst, in den Randbereichen nicht mehr klar siehst oder plötzlich ganz viele „mouches volantes“ (so werden an sich ungefährliche Verschmutzungen des Glaskörpers des Auge genannt – du nimmst sie als durchsichtige, bewegliche Flecken oder Punkte vor allem vor hellen Hintergründen wahr) oder siehst Blitze, solltest du lieber schnell zum Arzt gehen.
5. Deine Verdauung war auch schon mal besser.
Dir ist ständig übel, du hast Verstopfung, Blähungen, Durchfall oder alles zusammen, im Wechsel: Auch das können Symptome oder Begleiterscheinungen einer Depression sein.
Und das ist kein Wunder: Psyche und Verdauungssystem sind über Immunzellen, Nervenfasern und Botenstoffe eng miteinander verbunden.
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