Verfasst von Elli; zuletzt aktualisiert am 2. November 2023
Ich habe ja schon einmal darüber geschrieben, dass Eisenmangel oft zu depressiven Symptomen führt.
Aber wie die Forschung mittlerweile weiß, gibt es noch weitere Mikronährstoffe, die im Falle eines Mangels Depressionen auslösen oder verstärken können – darunter zum Beispiel:
- Vitamin D
- Zink
- Magnesium
- B-Vitamine
- sowie einige andere.
Deshalb verstehe ich einfach nicht, warum Mikronährstoffmängel bei Menschen mit Depressionen nicht einfach standardmäßig mit untersucht werden – obwohl man ja weiß, dass sie eine Rolle spielen können.
Vielleicht liegt es an der Annahme, dass psychische Symptome nichts mit dem Körper zu tun haben; oder dass jede:r mit einer halbwegs gesunden Ernährung ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt ist.
Beide Annahmen stimmen so nicht.
Wie, warum und wieso erkläre ich dir in diesem Blogartikel. Herzlich willkommen zu: 5 Gründe, warum du bei Depressionen deine Versorgung mit Mikronährstoffen untersuchen lassen solltest!
Inhaltsverzeichnis
- Mikronährstoffe & Depressionen: Was sagt die Forschung?
- 5 Gründe, warum du bei Depressionen deine Versorgung mit Mikronährstoffen untersuchen lassen solltest!
- 1. Neurotransmitter brauchen u.a. Mikronährstoffe, um gebildet zu werden.
- 2. Viele Faktoren stören unbemerkt die Aufnahme von Mikronährstoffen im Darm – was nicht nur bei Depressionen ungünstig ist.
- 3. Depressionen bedeuten in hohem Maße psychischen Stress. Und langanhaltender Stress kann dir in manchen Fällen Mikronährstoffe rauben.
- 4. Depressionen gehen oft mit Entzündungen und einem aktivierten Immunsystem einher. Mikronährstoffmängel sind da eher ungünstig.
- 5. Depressionen sind eine extrem kräfteraubende Krankheit – allein deswegen kann sinnvoll sein, alles auszuschließen und beheben, was einen darüberhinaus noch Kraft verlieren lässt.
- Quellen
Disclaimer: Alle Informationen, die du hier findest, sind mit großer Sorgfalt recherchiert, aber: Ich bin keine Ärztin, und alle Angaben in diesem Beitrag sind ohne Gewähr. Wenn du Beschwerden hast, empfehle ich dir, medizinisches Fachpersonal zu konsultieren – das ist die einzige Möglichkeit, um eine angemessene Behandlung zu erhalten. Die hier bereitgestellten Informationen stellen keine Handlungsanweisung dar, ersetzen keinen Arztbesuch und dienen auch nicht der Selbstdiagnose oder -behandlung, sondern der weiterführenden Diskussions meines Blogbeitrags-Themas bzw. spiegeln eigene Erfahrungen oder Meinungen meiner Interviewpartner wider.
Mikronährstoffe & Depressionen: Was sagt die Forschung?
Im Juni 2023 erschien in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Nutrients“ eine Übersichtsarbeit zum Thema, inwiefern Depression und Mikronährstoffe zusammenhängen: „Dietary Nutrient Deficiencies and Risk of Depression“. Darin fassen die Autor:innen den momentanen Stand der Forschung zusammen und kommen zu dem Schluss, dass ein Mangel an bestimmten Mikronährstoffen einen erheblichen Effekt auf das Gehirn und das Nervensystem haben und die Symptome einer Depression beeinflussen kann.
Ich fand diese Übersichtsarbeit superspannend – weil sie sich meiner Meinung nach durch die Art der Fragestellung viel mehr in Richtung personalisierte Medizin bewegt als andere Ansätze. Zum Beispiel fragt die Übersichtsarbeit nicht: „Hilft Zink gegen Depressionen?“, sondern sie fragt: „Hilft Zink gegen Depressionen bei Menschen, die einen Mangel daran haben?“
In diese Richtung geht auch mein Blogbeitrag.
Über mich
Ich bin Elli und habe selbst Erfahrungen mit Depressionen. Mir haben vor allem körperliche Ansätze sowie ganzheitliche Mind-Body-Verfahren geholfen – und genau darüber schreibe ich hier, immer mit Bezug auf aktuelle Forschung zum Thema. Denn Körper und Geist hängen eng zusammen. Mind to Body, Body to Mind! Hier erfährst du mehr über mich.
Nur, wenn du weißt, ob und welche Mikronährstoffmängel du hast, kannst du in Zusammenarbeit mit deinen Ärzt:innen und Therapeuten individuell auf dich angepasste Schritte einleiten, um deine Versorgung mit Mikronährstoffen zu verbessern – und möglicherweise Symptome deiner Depression zu lindern.
Damit zum ersten Grund, warum du bei Depressionen deine Versorgung mit Mikronährstoffen einfach mal untersuchen lassen solltest.
5 Gründe, warum du bei Depressionen deine Versorgung mit Mikronährstoffen untersuchen lassen solltest!
1. Neurotransmitter brauchen u.a. Mikronährstoffe, um gebildet zu werden.
Hast du schon mal darüber nachgedacht, woraus deine Neurotransmitter eigentlich gebaut sind?
Ich bin ganz ehrlich: Bevor ich meine Versorgung mit Mikronährstoffen untersuchen lassen habe und angefangen habe, ausführlicher zu dem Thema Depressionen und Mikronährstoffe zu recherchieren, war mir nicht richtig bewusst, dass meine Neurotransmitter ja auch irgendwie… gebildet werden müssen.
- Für die Synthese von Dopamin wird zum Beispiel unter anderem Eisen und Vitamin B6 benötigt.
- Für die Bildung von Serotonin wird unter anderem Vitamin B1, B6 und B9 (Folsäure/Folat) und auch wiederum Eisen benötigt.
Aminosäuren (Eiweiß) sind ebenfalls sehr wichtig für den Neurotransmitter-Stoffwechsel. So ist die essentielle Aminosäure Tryptophan die Vorstufe von Serotonin.
Auch, wenn die sogenannte „Serotonin-Hypothese“ laut derer bei depressiven Menschen zu wenig vom Neurotransmitter Serotonin aufweisen) mittlerweile als überholt gilt, ist doch klar: Neurotransmitter sind wichtig für unser psychisches Wohlbefinden. Hier gilt nicht: Je mehr, desto besser. Sondern hier geht es darum, dass die individuelle Regulation gut funktioniert. Wenn dir Mikronährstoffe fehlen, die du zur Bildung von Neurotransmittern benötigst, kann das für deine Psyche auf Dauer vermutlich zum Problem werden – denn Neurotransmitter sind wichtig für Stimmung und Antrieb.
PS. Es ist natürlich nicht so, dass du gar kein Dopamin mehr hast, wenn dir zum Beispiel Eisen oder Vitamin B6 fehlt. Aber die normale Synthese von Dopamin funktioniert eben besser, wenn alle dazu nötigen Mikronährstoffe ausreichend vorhanden sind.
2. Viele Faktoren stören unbemerkt die Aufnahme von Mikronährstoffen im Darm – was nicht nur bei Depressionen ungünstig ist.
Heißt: Du solltest nicht davon ausgehen, dass eine gesunde Ernährung ausreicht, um keinen Mangel zu entwickeln.
Diesen Denkfehler hatte ich lange. Ich dachte: Meine Ernährung ist schon halbwegs gesund, da werde ich schon alle Mikronährstoffe drin haben, die ich brauche.
Und dann habe ich meine Werte mal untersuchen lassen.
Leider gab es wirklich viele Mikronährstoffe, mit denen ich unterversorgt war; nicht nur Eisen.
Das ist natürlich ein höchst individuelles Beispiel.
Aber es hat einen Hintergrund, der potenziell auf alle zutrifft: die Tatsache, dass wir nicht unbedingt alle Mikronährstoffe aufnehmen, die wir über Nahrung zu uns nehmen.
Warum können wir Mikronährstoffe manchmal nicht gut aufnehmen?
- Es kann zum Beispiel sein, dass die Aufnahme der Nährstoffe durch andere Stoffe behindert wird. Die Eisenaufnahme wird beispielsweise durch Phytate erschwert, das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in Getreide, Reis, Soja und Hülsenfrüchten enthalten sind.
- Möglicherweise funktioniert der Transport durch die Darmschleimhaut bei dir aus irgendwelchen Gründen nicht gut. Das kann an einer gestörten Darmflora, an Entzündungen oder auch an genetischen Gründen liegen.
- Auch Medikamente können die Aufnahme von Mikronährstoffen behindern – ein Beispiel dafür sind tatsächlich Antidepressiva (umgekehrt konnte aber auch gezeigt werden, dass mit manchen Nahrungsergänzungsmittel Antidepressiva besser wirkten.)
3. Depressionen bedeuten in hohem Maße psychischen Stress. Und langanhaltender Stress kann dir in manchen Fällen Mikronährstoffe rauben.
Zwei Beispiele dafür sind Zink und Magnesium. Für beide Mikronährstoffe gibt es Studien, die Hinweise darauf geben, dass die Mikronährstoff-Spiegel im Blut während längerer Stressphasen sinken.
Das heißt natürlich nicht, dass du einen sicheren Nährstoffmangel hast, wenn du viel Stress hast.
Es heißt nur, dass dein Risiko dafür erhöht sein könnte, wenn du zu den Menschen gehörst, die bei Stress vermehrt Mikronährstoffe verlieren oder verbrauchen.
4. Depressionen gehen oft mit Entzündungen und einem aktivierten Immunsystem einher. Mikronährstoffmängel sind da eher ungünstig.
In meinem Beitrag „So hängen Depressionen und Entzündungen zusammen“ erkläre ich genauer, was Entzündungsprozesse mit deiner Psyche zu tun haben.
Für hier nur der kurze Hinweis: Depressionen können einerseits Entzündungsprozesse hervorrufen, andererseits können aber auch Entzündungsprozesse depressive Symptome verursachen.
Das heißt: Alles, was antientzündlich wirkt, kann sich günstig auf deine psychische Gesundheit auswirken.
Wenn nun bestimmte Mikronährstoffe fehlen, kann das Entzündungsprozesse fördern.
Das gilt zum Beispiel für Zink, Vitamin D und auch Omega-3-Fettsäuren. Sie setzen nämlich antientzündliche Impulse (vorausgesetzt den Fall, dass von ihnen genug vorhanden ist).
Zink ist außerdem wichtig für das normale Funktionieren von Schleimhäuten – auch der Darmschleimhaut. Und nachdem ein Großteil des Immunsystems im Darm sitzt, ist es natürlich von Vorteil, wenn die Darmschleimhaut normal funktionieren kann.
Aber auch hier gilt natürlich: Nimm nicht einfach Zink, sondern lass deine Level testen und bespreche dich auf jeden Fall mit deinen Ärzt:innen. Auch, wenn Zink hilfreich ist bei Menschen, die einen Mangel daran haben, kann zum Beispiel eine hochdosierte Zinkeinnahme über einen längeren Zeitraum zu einem Kupfermangel führen – und den willst du auch nicht haben.
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5. Depressionen sind eine extrem kräfteraubende Krankheit – allein deswegen kann sinnvoll sein, alles auszuschließen und beheben, was einen darüberhinaus noch Kraft verlieren lässt.
Das ist der letzte Punkt in diesem Blogbeitrag – und hier sind wir bei meiner persönlichen Meinung angelangt.
Ich finde nämlich einfach, dass man nicht unnötig leiden sollte, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Depressionen sind so eine belastende Angelegenheit – wenn Mikronährstoffmängel daran beteiligt sein sollten, kann man wenigstens einen Teil des Problems relativ zeitnah lösen.
Ich schreibe absichtlich: einen Teil des Problems. Denn man weiß, dass Depressionen in vielen Fällen multifaktorielle Erkrankungen sind: dass also viele Faktoren dazu beitragen, dass jemand erkrankt: erlebte Traumata, sonstige schlimme Erfahrungen und belastende Situationen, permanenter Stress, Überarbeitung, genetische Vorbelastungen, bestimmte körperliche Erkrankungen, Entzündungsprozesse, erhöhter oxidativer Stress, Einsamkeit.
All diese Aspekte möchte ich hier noch einmal betonen, denn manchmal habe ich Angst, dass körperliche Ansätze zur Behandlung von Depressionen so klingen könnten wie: „Depressionen sind kein Problem! Mach einfach XY und es wird dir besser gehen!“
Das möchte ich aber gerade nicht sagen. Depressionen sind ein riesiges Problem, und ich würde dir auch immer raten, mit jemandem darüber zu sprechen und wenn möglich und du das möchtest, eine Therapie zu machen. Es ist immer gut, Unterstützung zu haben.
Trotz all dem bleiben mögliche Mikronährstoffmängel natürlich ein Faktor – und zwar einer, den anzugehen mir persönlich sehr viel gebracht hat. Deswegen habe ich diesen Artikel geschrieben – und hoffe, dass ich dir damit ein bisschen weiterhelfen konnte.
Quellen
- Khanassov, Vladimir et al. “Selective serotonin reuptake inhibitor and selective serotonin and norepinephrine reuptake inhibitor use and risk of fractures in adults: A systematic review and meta-analysis.” International journal of geriatric psychiatry vol. 33,12 (2018): 1688-1708.
- Moreno-Fernández, Ana M et al. “Oral treatment with amitriptyline induces coenzyme Q deficiency and oxidative stress in psychiatric patients.” Journal of psychiatric research vol. 46,3 (2012): 341-5.
- Viljoen, Margaretha et al. “Antidepressants may lead to a decrease in niacin and NAD in patients with poor dietary intake.” Medical hypotheses vol. 84,3 (2015): 178-82.
- Zielińska, Magdalena et al. “Dietary Nutrient Deficiencies and Risk of Depression (Review Article 2018-2023).” Nutrients vol. 15,11 2433. 23 May. 2023.