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Unterschätzt und oft übersehen: körperliche Faktoren als Ursachen von Depressionen. Ein Interview mit Prof. Dr. Erich Kasten

Verfasst von Elli; zuletzt aktualisiert am 20. April 2024


Prof. Dr. Erich Kasten ist approbierter Verhaltenstherapeut, Neuropsychologe und als Professor für Neurowissenschaften an der Medical School in Hamburg tätig.

Disclaimer: Alle Informationen, die du hier findest, sind mit großer Sorgfalt recherchiert, aber: Ich bin keine Ärztin, und alle Angaben in diesem Beitrag sind ohne Gewähr. Wenn du Beschwerden hast, empfehle ich dir, medizinisches Fachpersonal zu konsultieren – das ist die einzige Möglichkeit, um eine angemessene Behandlung zu erhalten. Die hier bereitgestellten Informationen stellen keine Handlungsanweisung dar, ersetzen keinen Arztbesuch und dienen auch nicht der Selbstdiagnose oder -behandlung, sondern der weiterführenden Diskussion meines Blogbeitrags-Themas bzw. spiegeln eigene Erfahrungen oder Meinungen meiner Interviewpartner wider.

Was ist Somatopsychologie überhaupt – und warum ist sie wichtig?

Erich Kasten: Den Begriff „Psychosomatik“ kennt heute jeder und gerne schiebt man alle möglichen Unpässlichkeiten darauf, dass es wohl psychosomatisch oder stressbedingt ist. In der Psychosomatik verursachen Sorgen, Ängste, Depressionen usw.  körperliche Störungen, am bekanntesten sind Magersucht, Bluthochdruck oder auch Reizmagen.

Umgekehrt können aber körperliche Erkrankungen auch psychische Störungen nach sich ziehen – und damit beschäftigt sich die „Somatopsychologie“. Psychische Veränderungen bemerkt man an sich schon, wenn man mit Grippe im Bett liegt, man hat Denkschwierigkeiten, Konzentrationsmängel und fühlt sich schlapp, ängstlich und depressiv. Neben Infektionen führen aber z.B. auch Hormonstörungen oder neurologische Erkrankungen zu psychischen Veränderungen.

Warum kennt immer noch kaum jemand den Begriff der Somatopsychologie – obwohl dieses Wissen für viele Menschen mit Depressionen relevant sein könnte?

Erich Kasten: Somatopsychologie ist derzeit kein anerkanntes Forschungsgebiet; es gibt meines Wissens  nur eine halbe Professur in Deutschland dafür und kaum Lehrbücher. Das Spektrum von körperlichen Einflüssen auf psychische Störungen ist so riesig und unüberschaubar, dass hier auch eine Systematik weitgehend fehlt. Man findet im Endeffekt zwar Tausende von Studien, die sich damit beschäftigen, aber der Begriff „Somatopsychologie“ wird hier selten benutzt.

In der Ausbildung gibt es das Fach „Medizin für Psychologen“ oder vice versa „Medizinische Psychologie“ für Mediziner. Beide umfassen aber nur teilweise das Gebiet der Somatopsychologie. Meist werden eher psychosomatische Konzepte besprochen und die Auswirkungen körperlicher Kranheiten eher nur am Rande bzw. eher unsystematisch. Wie gesagt, es fehlt eine Systematik. Oft werden eher sekundäre psych. Folgen besprochen z.B. Depressionen aufgrund einer Krebserkrankung.

Dieses Buch kann als Übersichts- und Nachschlagewerk sehr guten Einblick geben in die Vielzahl von körperlichen Faktoren, die zu psychischen Symptomen führen können.

Man kann sowohl nach Symptomen suchen (z.B. Stimmungslabilität, Antriebsmangel, Müdigkeit), aber auch alle bereits bekannten Krankheiten, die mit Veränderungen der Psyche korrelieren, auf einen Blick finden.

(Copyright des Covers: Reinhardt Verlag)

Welche Zeichen könnten darauf hindeuten, dass die Depression durch körperliche Ursachen (mit)verursacht wurde?

Erich Kasten: Wenn jemand ein absolut glückliches zufriedenes Leben führt und immer depressiver wird, ohne dass ein wirklicher psychosozialer Grund vorliegt, sollte man an eine körperliche Ursache denken.

9 Fragen, mit denen du herausfinden kannst, ob es sein kann, dass eine körperliche Ursache hinter deiner Depression steckt

  • Ist der Depression eine andere Erkrankung vorausgegangen, vielleicht auch „nur“ eine Erkältung?
  • Hast du vor Beginn der Depression mit der Einnahme neuer Medikamente begonnen?
  • Hast du in der Zeit, bevor die Depressionen begonnen haben oder stärker geworden sind, deine Ernährung geändert?
  • Warst du vor Beginn deiner Depression im Ausland und hast dich dort eventuell mit einem Erreger infiziert, der für dein Immunsystem neu war?
  • Hast du dir ein neues Haustier zugelegt (und bist eventuell allergisch dagegen, auch wenn die Allergie-Symptome ansonsten nicht gravierend sind)?
  • Hat sich dein Sportverhalten geändert, d.h. hast du vor dem Beginn deiner Depression mehr oder weniger trainiert als für dich normal?
  • Folgen deine Depressions- und Erschöpfungssymptome einem bestimmten Zyklus?
    (Falls ja, kann das nämlich eventuell für ein hormonelles Ungleichgewicht sprechen. Viele Hormonausschüttungen folgen ja einem bestimmten periodischen Ablauf, sind z.B. in Tages- oder Monatszyklen strukturiert. Wenn hier Störungen vorliegen, äußern diese sich ebenfalls zyklisch.)
  • Profan, aber relevant: Trinkst du genug?
    (Einen Wassermangel bzw. eine Dehydrierung versucht das Herz zunächst durch schnelleres Schlagen und die Steigerung des Blutdrucks auszugleichen, was als nervöse Unruhe wahrgenommen werden kann. Im späteren Verlauf kann es dann Arrhythmien im Herzschlag kommen, zu Schwächegefühl, Kopfschmerzen und Schwindel.)
  • Hast du zusätzlich zur Depression noch körperliche Symptome, die du so bisher von dir nicht kanntest und die auch nicht typisch sind für Depressionen?

Basis-Check Depression beim Arzt: Was sollte man bei depressiven Symptomen überprüfen lassen?

Erich Kasten: Depressionen zeigen sich nicht unbedingt durch das Gefühl von Traurigkeit und Melancholie, oft sind die Betroffenen innerlich leer, können sich zu keinen sinnvollen Tätigkeiten mehr aufraffen, starren den ganzen Tag nur noch ins Leere. Dieser Zustand überlappt sich mit den Gefühlen der Kraftlosigkeit, Unlust, Handlungsblockaden, innerer Unruhe bei ständigem Gefühl der Schlappheit und Müdigkeit bei Menschen, die chronische körperliche Erkrankungen haben.

Überprüft werden sollten im ersten Schritt Parameter des Immunsystems: Leukozyten, Blutsenkungsgeschwindigkeit, Hormone – insbesondere Cortisol, Östrogene, Testosteron usw.

Leider gibt es heute hunderte von Werten, die man bestimmen lassen kann und selbst das sog. große Blutbild reicht oft nicht aus. Hier muss man Detektivarbeit betreiben. Der Band „Mein Trainingsbuch Lebenskraft“ gibt hier ein Raster vor, was man bei bestimmten Symptomen untersuchen lassen sollte – wenn der Arzt das mitmacht.

Reminder: Ob wirklich ein Nährstoffmangel für deine Depression (mit) verantwortlich ist, kann natürlich von einem Arzt oder einer Ärztin festgestellt werden. Diese(n) solltest du auf jeden Fall konsultieren, denn eine versehentliche Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen kann umgekehrt auch wieder dazu führen, dass depressive Verstimmungen auftreten.

Pssst! Liest du gerne Romane mit Mental-Health-Bezug?

Dann könnte mein Buch „9 Grad“ etwas für dich sein!

So beschreibt der Lübbe-Verlag den Roman: „Neun Grad hat das Wasser, als Josie zum ersten Mal in den Fluss geht, um ihrer schwerkranken Freundin Rena einen Wunsch zu erfüllen. Vielleicht betäubt der Kälteschmerz ja auch die Angst, sie zu verlieren. Doch was Josie dann erlebt, übersteigt alles, was sie sich erhofft hat. Beim Eisbaden spürt sie sich zum ersten Mal selbst, erlebt ihren Körper, mit dem sie immer gehadert hat, ganz neu. Und noch etwas ist neu: ihre Beziehung zu Lee, den sie über Tinder kennengelernt hat. Doch Lee kämpft mit seinen eigenen Dämonen, ist depressiv. Was bedeutet das für ihre Liebe – und was machen Grenzerfahrungen mit einem? Elli Kolb erzählt es in ihrem bewegenden Roman.“

Das Buch ist Empfehlungstitel beim Lübbe-Verlag & wenn du mich und meine Arbeit unterstützen möchtest, kannst du es auf dem autorenfreundlichen Onlineshop von autorenwelt bestellen. Hier findest du weitere Informationen zu „9 Grad“.

Eisenmangel und Vitamin-D-Mangel sind zwei Mangelzustände, die Sie in Ihrem Buch Somatopsychologie als depressionsauslösend beschreiben. Wie sieht der Mechanismus, der am Ende zu Depressionen führen kann, dabei aus?

Erich Kasten: Das Hämoglobin, das den Sauerstoff im Blut transportiert, besteht aus Eisen. Ohne Eisen kann das Blut keinen Sauerstoff transportieren. D.h. bei Eisenmangel bricht so ziemlich alles zusammen. Vor allem das Gehirn benötigt riesige Mengen Sauerstoff.

Vitamin D regelt unter anderem den Calcium-Haushalt, Calcium und Natrium wiederum sind zuständig für die Erzeugung eines Aktionspotentials bei der Nerven-Reizleitung. Unter Calciummangel können hier Fehlfunktionen auftreten. Allerdings zieht der Körper dann Calcium aus den Knochen (bis diese brüchig werden). Vitamin D ist auch beteiligt an der Bildung von Schilddrüsenhormonen und an der Funktion des Immunsystems.

Auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten kann als Nebenwirkung Depressionen auslösen. Bei welchen Medikamentengruppen ist das besonders wahrscheinlich – und warum?

Erich Kasten: Beispiele sind unter anderem:

  • Neuroleptika
  • Antipsychotika
  • Anti-Epileptika bzw. Antikonvulsiva
  • fast alle immunsuppressiven Medikamente wie Cortison, auch MTX
  • Chemotherapeutika,
  • Östrogene
  • Blutdrucksenker

Die Liste ist fast endlos, auch hier fehlt weitgehend eine Systematik. Die Wirkungsweise ist unterschiedlich; manche Medikamente “beruhigen“ das Gehirn zu stark, andere wirken auf Hormone, insbesondere auf Sexual- oder Stresshormone.

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Welche körperlichen Erkrankungen begegnen Ihnen am häufigsten als Ursache von Depressionen?

Erich Kasten: Nahrungsmittel-Intoleranzen begegnen mir sehr häufig. Viele Leute laufen damit jahrzehntelang herum, fühlen sich immer schlapp und lustlos, ohne zu ahnen, dass man etwas dagegen tun kann.

Im Konsiliarbericht, also dem Bericht, den jeder vor dem Beginn einer Psychotherapie von einem Arzt oder einer Ärztin anfertigen lassen muss, soll eigentlich abgeprüft und ausgeschlossen werden, dass körperliche Erkrankungen hinter den psychischen Beschwerden stecken. Warum reicht das nicht aus?

Erich Kasten: Der Konsiliarbericht ist ein einseitiges Formular mit einem halbseitigen freien Textfeld, in dem der Arzt nur bestätigen muss, dass eine Indikation zur Psychotherapie vorliegt. Hier ist nicht zwangsläufig gefordert, körperliche Erkrankungen völlig auszuschließen. Wenn der Arzt da erst sämtliche Werte bestimmen lassen würde, könnte das den Zugang zu einer Therapie erschweren.

Edit von Elli: Sogar die Bundestherapeutenkammer hat in einer Pressemitteilung von Mai 2019 die oft fehlende Zusammenarbeit von Therapeuten und Ärzt*innen bedauert – mehr dazu findest du hier.

Wie müsste die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Psychotherapeuten aussehen, um mögliche körperliche Ursachen von psychischen Erkrankungen besser im Blick zu haben?

Erich Kasten: Psychologen sollten nicht zögern, ihre Patienten – über den Hausarzt – an Fachärzte zu überweisen und spezielle Untersuchungen anzufordern. Und Psychologen sollten die Normwerte von Blut- und Hormon-Parametern kennen und verstehen, was sie bedeuten. Das wäre schon die halbe Miete.

Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, damit das Wissen um die Somatopsychologie fest(er) im Gesundheitssystem verankert wird?

Erich Kasten: Es müssten mehr Lehrstühle an Universitäten eingerichtet werden, die das Gebiet in der Forschung systematisieren und bei Medizinern wie auch Psychologen lehren. 

Wie sind Sie eigentlich auf das Thema Somatopsychologie gekommen?

Erich Kasten: Mich hat immer geärgert, dass viele Patienten, die mit der Verdachtsdiagnose „Depression“ zu mir geschickt wurden, letztlich eine körperliche Erkrankung hatten. 

Wie haben Sie die Relationen von Körper und Geist früher gesehen – und wie heute, nach all den Jahren der Beschäftigung damit?

Erich Kasten: In meinen jungen Jahren als frischgebackener Diplom-Psychologe habe ich nur die psychische Seite gesehen. Inzwischen weiß ich, dass im menschlichen Körper alles Auswirkungen auf alles andere hat. Es gibt keine wirklich abgrenzbaren Einzelsysteme, egal was irgendwo im Körper passiert, es hat immer Einfluss auf den Gesamtzustand.

Psychologen müssen lernen mehr medizinisch zu denken.

Und Mediziner sollten die psychosoziale Seite mehr hinterfragen und nicht nur auf Werten beharren.

Ausschlaggebend ist das Gesamtbild

Zum Weiterlesen:

Wie der Körper die Seele krankmacht“ (Spektrum 2019)

Dieser Beitrag hat 18 Kommentare

  1. Hildegard

    Mein Körper hat sehr viel mitmachen müssen.

    1. Elli

      Danke für deinen Kommentar, liebe Hildegard. Es tut mir leid zu hören, dass du körperlich viel durchmachen musstest. Ich wünsche dir nur das Beste!

  2. Monika Weiß-Klaudy

    Guten Abend Herr Professor,

    leider geht es mir seit Jahren ähnlich mit Erschöpftheit, dem Alter nicht entsprechende Kondition und Kraft für dauerhafte Arbeit. Rezidivierende Depressionen, besonders häufig bei schweren Belastungen, mit somatischer Auswirkungen gehabt, die endgültig 2009 festgestellt und therapiert wurden, in der Rheumatologie 2017/2018 eine Fibromyalgie festgestellt. Erste SCHMERZEN schon in der frühen Jugend bemerkt und die konnte man teilweise nicht zuordnen in den 1974 und späteren Jahren. Versuche Gelerntes aus der Verhaltenstherapie umzusetzen, doch starke Schmerzen können depressiv werden lassen. Mit dem Thema Fibromyalgie setze ich mich seit einigen Jahren auseinander, leider nur mit mäßigen Erfolg.

    Herzlichen Dank für Ihre Info

    ,

    1. Elli

      Liebe Monika, das klingt nach vielen Jahren voller Belastungen … Ich hoffe, dass du für dich einen Weg findest, mit dem es dir besser geht. Hast du es – gegen die Fibromyalgie – schon mal mit Kältetherapie, z.B. in einer Kältekammer, probiert? Könnte sich, nach Rücksprache mit deinem Arzt / deiner Ärztin natürlich, lohnen das mal zu testen. Mir hat Kälte bei Muskelschmerzen immer gut geholfen. Viele liebe Grüße zu dir!

  3. Sabine

    Aufschlussreicher Artikel. Ich leide seit 1998 unter Depressionen. Jetzt ist eine posttraumatische Belastungsstörung mit Angstzuständen dazu gekommen.
    Ich werde meine Blutwerte untersuchen lassen.
    Vielen lieben Dank für diesen Hinweis.
    Alles Gute für Sie.
    Gruß Sabine aus Berlin 🙂

    1. Elli

      Liebe Sabine, hab vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Es tut mir leid zu hören, dass du schon so lange mit Beschwerden zu kämpfen hast. Ich finde jedenfalls auch, die Blutwerte mal untersuchen zu lassen, ist bestimmt ein sehr guter Schritt, um ein bisschen mehr Klarheit zu haben. Selbst hatte ich übrigens lange mit Eisenmangel zu tun und habe deswegen in einem Artikel genauer dazu recherchiert (findest du unter der Kategorie „Body to Mind“). Vielleicht hilft dir das ja auch weiter. Ich schicke liebe Grüße zu dir!

  4. Meda Simsek

    Guten Tag Herr Professor,
    kann Schilddrüsenunterfunktion zu Depression führen? Oder fälschlicher weise als Depression Interpretiert werden?
    Mit freundlichen Grüßen
    Meda Simsek

    1. Elli

      Liebe Meda,

      hier spricht / schreibt Elli. 🙂 Schilddrüsenunterfunktion kann absolut depressive Symptome verursachen! Habe ich eben für dich noch einmal in Prof. Dr. Kastens Buch „Somatopsychologie“ nachgeschlagen. Ob das bei dir dann tatsächlich auch der Fall ist, kann ich natürlich nicht sagen, aber ein Arzt / eine Ärztin kann dir da bestimmt weiterhelfen!

      Ich wünsche dir aus der Ferne gute Besserung, und schicke liebe Grüße!

  5. Michaela

    Hallo Elli,
    mir kam bei meiner Abschlussarbeit fürs Studium der Corona-Lockdown dazwischen und ich habe die Umstellung von der Anwesenheit an der Hochschule zu Home-Studying nicht geschafft. Mir ist die etablierte Tagesstruktur abhanden gekommen. Somit habe ich unregelmäßig geschlafen und meine Medikamente sporadisch genommen. Aufgrund dessen haben sich die Depressionen und Angstzustände verschlimmert.
    Bei mir wurde eine komplexe PTBS inkl. Angstzustände und Depressionen diagnostiziert. Des Weiteren habe ich eine Schilddrüsenunterfunktion und Vitamin-D Mangel.

    1. Elli

      Liebe Michaela, hab vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Das klingt so, als wäre bei dir in der letzten Zeit echt viel zusammengekommen… Wirst du wegen der Schilddrüsenunterfunktion und dem Vitamin-D-Mangel behandelt? Liebste Grüße zu dir!

  6. Sophie

    Lieber Herr Professor,
    seid 2018 habe ich wiederkehrende Depressionen diagnostiziert bekommen. Mit dem Eisen habe ich schon Zeit meines Lebens Probleme.
    Nun ist seid längerem mein Hämoglobin, Hämatokrit und Erythrozyten Wert in dem unteren Grenzbereich, sodass ich ungefähr 2-3 Monate Eisen eingenommen habe. Aber in der Zeit ist einfach nur der Ferritin von mittlerem Wert auf über den Grenzwert gekommen. An den zuvor genannten Werten hat sich gar nichts getan. Es wird von den Ärzten als nicht relevant betrachtet. Ich sehe das nicht so. Da ich typische Symptome für zu wenig Eisen im Blut habe (die ich ja schon lange kenne).
    Vor allem da ich eine Stoffwechselstörung habe, die Probleme bei der Hämbildung macht (HPU). Nur ist die Störung in Deutschland wieder nicht anerkannt und die Ärzte verstehen es nicht.
    Wie sehen Sie das?
    Meim Leidens und Analyseweg ist fir mein junges Alter schon ziemlich lang.
    Ich würde mich über eine kurze Antwort freuen.
    Liebe Grüße Sophie

    1. Elli

      Liebe Sophie,

      Elli hier. 🙂 Ich weiß nicht, ob du auch meinen Artikel zum Thema Eisenmangel und Depressionen gelesen hast? Falls nicht: https://www.understandingly.de/kann-man-von-einem-eisenmangel-depressionen-bekommen/ Die Kurzfassung davon ist jedenfalls, dass ich selbst auch lange (bzw.: immer wieder mal) mit Eisenmangel (allerdings ohne Anämie) zu tun hatte, und bei mir hat sich das extrem auf meine Stimmung und generelle Energie ausgewirkt.

      Vielleicht kannst du noch mal zu einem anderen Arzt / einer anderen Ärztin gehen, die das Thema besser auf dem Schirm hat (und dabei zum Beispiel Erich Kastens Buch „Somatopsychologie“ als „Beweismaterial“ mitnehmen – das ist eines der wenigen Standardwerke zum Thema körperliche Ursachen psychischer Störungen, und da wird Anämie definitiv aufgeführt). Ich persönlich bin der Meinung, dass man schlechte Eisenwerte erst dann als Ursache von depressiven Verstimmungen ausschließen kann, wenn die Eisenwerte wieder gut sind und die schlechte Stimmung immer noch da. Aber das ist nur meine persönliche Meinung und natürlich keine medizinische Beratung.

      Ach ja, in meinem Eisenartikel gibt es übrigens auch eine Passage dazu, warum einige Ärzt*innen der Meinung sind, dass der untere Grenzwert von Ferritin zu niedrig angesetzt ist. Vielleicht passt das ja auch zu deiner Thematik? Wie auch immer: Ich drücke dir aus der Ferne die Daumen, dass du bald einen Arzt/eine Ärztin findest, bei dem /der du dich gut aufgehoben fühlst, und es dir bald besser geht.

      Liebe Grüße zu dir!
      Elli

  7. Schwefa

    Nach einer Krebstherapie mit Chemo und der folgenden Entfernung beider Eierstöcke schlitterte ich in Schlafstörungen und eine Depression. Lt. Gutachten eine Mischung aus Erschöpfungsdepression und hormonell bedingter Depression. Therapie und Antidepressiva wurden angeraten. Therapie machte ich schon vor dem Gutachten. Meiner Frauenärztin schilderte ich die Schlafstörungen und sie empfahl mir „Intervallfasten“, da dies das Schlafverhalten verbessern soll. Nach 3 Wochen war die Depression extrem gelindert, Schlafstörungen waren quasi weg, ich konnte wieder arbeiten. Nach einem MagenDarmInfekt (4 Monate danach) habe ich das Intervallfasten schleifen lassen und schwupps Depression voll wieder da, inkl. Schlafstörungen.
    Für mich ein klarer Beweis für eine körperliche Ursache, vermutlich hormonelle Ursache. Aber nachdem ich das Interview werde ich auf jeden Fall noch einige Blutwerte überprüfen lassen. Vielen Dank, dass dieser körperliche Aspekt von Depression hier in den Mittelpunkt gestellt wird.

    1. Elli

      Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich finde es immer wieder krass zu hören / zu lesen, wie viele unterschiedliche (Krankheits- oder körperliche) Szenarien zu depressiven Symptomen führen können. Danke, dass du deine Geschichte hier mit uns geteilt hast! Ach ja, und wie toll ist das denn bitte, dass das Intervallfasten so positive Effekte auf dich hatte?! Liebe Grüße sendet dir: Elli

  8. Alexandra

    Liebe Elli,
    wir haben uns mal in der Selbsthilfegruppe gesehen und ich habe daraufhin ein bisschen auf deinem Blog gestöbert. Wollte nur sagen wirklich interessante und gut geschriebene Artikel! 😊 Mir gefällt dein Blog sehr gut.
    Was Blutwerte wie Vitamin D angeht finde ich es auch wirklich schade, dass sowas nicht standardmäßig untersucht wird, wenn jemand unter depressiven Symptomen leidet. Stattdessen muss man bei den meisten Ärzt:innen aktiv nachfragen und die Bestimmung des Vitamin D Wertes selbst bezahlen. 🙁
    Auf jeden Fall danke für den informativen Artikel und dir alles Gute ☀️ Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.
    Liebe Grüße
    Alex

    1. Elli

      Liebe Alex,
      hab vielen Dank für deinen Kommentar! Ich habe mich sehr gefreut, hier von dir zu lesen – und dass dir der Blog gefallen hat. Auf ein (bestimmt) baldiges Wiedersehen in der Selbsthilfegruppe, hoffentlich allerseits mit hervorragenden Vitamin-D- und sonstigen Werten!
      Liebe Grüße
      Elli

  9. Ella W.

    Huhu!
    Ich lese das alles mit Interesse. Denn auch ich habe einen depressiven Leidensweg hinter mir, es begann schon im Teenageralter.
    Ich habe vier (!) Psychotherapien gemacht im Laufe der Zeit – keine hatte auch nur den geringsten Effekt! Dann wurde ich schwanger, und nach der Schwangerschaft hatte ich keine Depressionen mehr. Meine Depressionen waren eine Hormonstörung! Aber weder die Mediziner noch die Psychotherapeuten, mit denen ich zu tun hatte, haben so etwas auch nur in Erwägung gezogen. Dabei gab es durchaus Hinweise (zyklisches Wiederkehren, enorme Verstärkung der Depression bei Einnahme der Pille…). 25 Jahre meines Lebens habe ich mit Depressionen verbracht, die sich hätten vermeiden lassen. Mein Verhältnis zur „Fachwelt2, was dieses Beschwerdebild angeht, ist schwerst gestört! Und ich kann nur jede ermuntern, selbst nach möglichen Ursachen zu suchen und sich bloß nicht mit Floskeln abspeisen zu lassen.

    1. Elli

      Liebe Ella, vielen Dank, dass du hier deine Geschichte mit uns teilst! Es tut mir wahnsinnig leid zu hören, dass du dich so lange mit depressiven Symptomen herumschlagen musstest, die leicht hätten behandelt werden können. Ich bin, ehrlich gesagt, immer noch ein bisschen fassungslos. Man müsste, das glaube ich wirklich immer mehr, das Beschwerdebild Depression von Anfang an viel interdisziplinärer angehen, weil einfach so viele verschiedene Ursachen dahinterstecken können… Ich hoffe wirklich, dass sich das mehr in diese Richtung entwickelt. Dir auf jeden Fall alles Gute und ganz liebe Grüße! Elli

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